12 | Vlněna und Mosilana

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Ende der rühmlichen Epoche

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden alle Brünner Fabriken verstaatlicht. Die Fabriken deutscher Eigentümer wurden bereits 1945 konfisziert, darunter auch diejenigen, die deutschsprachigen jüdischen Eigentümern gehörten. Später wurden auch alle anderen in die Nationalverwaltung überführt.

Ihre Nachfolger wurden zwei Nationalunternehmen, zum einen die Vlněna, zu deren Zentrum sich die Neumark-Fabrik am Dornych mit dem schönen Bochner-Palast (bis auf das Palastgebäude unlängst niedergerissen) entwickelte, zum anderen die Mosilana, welche die Fabriken zwischen den Straßen Křenová und Radlas vereinigte.

Das unterfinanzierte und schlecht geführte Textilwesen entwickelte sich jedoch nicht mehr so gut wie früher – die Fabriken produzierten zwar weiterhin Waren von verhältnismäßig guter Qualität, aber ihr Ruhm verging. Auf den EXPO-Ausstellungen in Brüssel (1958) und Montreal (1967) gewannen die Brünner Textilfabriken noch prestigeträchtige Preise, allerdings für Sonderkollektionen von Stoffen, die der Käufer in den tschechoslowakischen Geschäften vergeblich gesucht hätte. Für weltweite Aufmerksamkeit sorgte auch das seit 1967 produzierte künstlerische Textilprodukt Art Protis. Die inländischen Kunden interessierten sich besonders für Tapiko, also für kleine handgeknüpfte Teppiche, welche die sozialistischen Wohnungen überschwemmten.

In seinem letzten Jahrzehnt arbeitete die Textilproduktion in Brünn nur noch in geringem Umfang, und nach der „wilden Privatisierung“ der 1990er Jahre ging sie sehr rasch zugrunde.

Das einzige Unternehmen, das heute die über 250jährige Geschichte des Brünner Textilwesens fortsetzt, ist die Nová Mosilana in Černovice, die jedoch ihre Stoffe fast ausschließlich für den Export produziert. Sonst sind in Brünn nur noch heruntergekommene Brownfields geblieben, die zügig Entwicklungsprojekten zum Opfer fallen, für welche die regionale Historie keine Bedeutung hat.

So wird in einigen Jahren die Geschichte des mährischen Manchesters in den Brünner Straßen nicht mehr zu sehen sein.

Vlněna, stav v roce 2014, dnes už neexistující. Foto © Kamil Till, Moravská galerie v Brně

Vlněna, Stand 2014, heute nicht mehr existierend (Foto: Kamil Till, Mährische Galerie Brünn)

Továrna Aron & Jacob Löw-Beer v Brněnci byla později známá jako tzv. Schindlerova továrna, stav v roce 2014. Foto © Kamil Till, Moravská galerie v Brně

Die Fabrik Aron & Jacob Löw-Beer in Brněnec, später bekannt als sog. Schindler-Fabrik, Stand 2014 (Foto: Kamil Till, Mährische Galerie Brünn) 

Nová Mosilana v Brně – Černovicích

Nová Mosilana in Brünn-Černovice (Foto: Nová Mosilana a.s.)

Hier ist der Lehrpfad durch das mährische Manchester zu Ende.